Gauland, ein Demokratieverächter und Faschismus-Relativierer, darf einen unkommentierten Debattenbeitrag in der FAZ schreiben (sogar hinter der Paywall). Vielleicht damit die FAZ in xy Jahren um ein Verbot herumkommt, wenn die AfD die Macht übernommen hat? Ich hätte es besser gefunden, ein weniger anrüchiger Promi hätte dasselbe geschrieben, das so falsch nicht ist. Jakob Augstein bringt das auf SPON auf den Punkt.
In meinen Worten: Kulturell oder finanziell abgehängte Bevölkerungsschichten sehnen sich nach Zugehörigkeit und fühlen sich ungerecht behandelt angesichts der Milliardensummen, die für die Bankenrettung oder für Migranten ausgegeben werden. Um diese Menschen zu erreichen, müssten Parteien populistisch agieren, was für Gauland heißt, sie müssen gegen das Establishment gerichtet sein. Das ist keine rechte These, sie lässt sich durchaus unterfüttern, vgl. den Text „Volkskunde mangelhaft“ auf Spon oder „Linkspopulismus“ in Wikipedia.
Was sicher nichts nützt, ist ein „weiter wie bisher“. Ob Regensburg, Bayern oder Deutschland: Die linke Szene zersplittert, bald hat jeder sein Grüppchen. Es ist ja nett, sich mit den Leuten von Splitterparteien auszutauschen oder zu beobachten, wie Sarah Wagenknecht von oben herab ein Basisbewegung ins Leben rufen will. Schön dass sich die MUT-Partei, Humanisten, Piraten, V-Partei und Tierschutzpartei alle so völlig von den Grünen und den Linken unterscheiden, dss es nötig ist, selbst bei den Landtagswahlen antreten zu müssen. These: Profilneurosen sind wichtiger als linke Politik. Aber das schafft ja die Linkspartei sogar innerhalb ihrer selbst.
Was m.E. auch nix nützt ist ein Politikstil, der auf Reförmchen setzt, die gut zu rechtfertigen sind und vielleicht sogar Gestaltungseliten überzeugen könnten. Vor allem weil das ewige Klein-Klein keine Menschen mehr mobilisiert. Zukunftsfähige Linke Politik braucht wieder mehr Großprojekte. Vorschläge?