Aha: Eigentlich wollte die EU Klimaziele verschärfen, statt 40% nun doch nicht 45 % weniger CO2 bis 2030. Nachdem die SZ schon die Lobbyanstrengungen zur Verhinderung der Verschärfung von Business Europe darstellte, ist diese „Verschärfung“ nun eh passé. Doch eigentlich ist das völlig wurscht. Wenn die Stimmung und die Vorgehensweise in Sachen „Dreckproduktion dieser sog. Zivilisation“ so bleibt, wie sie ist, wird das Klima kollabieren.
Die Stimmung: Umweltschutz ist ein Luxusproblem, d.h., erst wenn ich im Luxus leben darf, denke ich auch a bisserl über die Umwelt nach. Das haben auch die Grünen verstanden, deshalb sind sie jetzt schon für fast 20% wählbar. Gefahren für den Konsum drohen von dieser Partei nicht mehr (Kretschmann, der selbst seinen Mercedes-S-Klasse (441 PS) noch unbequem findet, weil man darin wie in einer Sardinenbüchse sitze, meint: „Wir können ja keinen Crash der Automobilindustrie provozieren.„).
Und jenseits von Teilen der Grünen Basis und einiger Splitterparteien, etwa der ÖDP, müssen Autos groß, schnell und mit möglichst vielen Gadgets ausgerüstet sein, wie vor 20, 40 und 60 Jahren auch schon. Da ist noch viel Engagement und Zeit nötig, damit der Anteil derer, die auf Strecken < 10 km auf E-Bikes umsteigen und entdecken, dass das ein echter Freiheitsgewinn ist, eine relevante Größenordnung einnehmen wird.
Die Vorgehensweise: Als ob man in einer auf Wachstum beruhenden Wirtschaftsweise das Wachstum des Inputs (Luft, Wasser, Fläche, Rohstoffe) begrenzen könnte. Das Scheitern der „Entkopplungsthese“, also der Hoffnung, dass trotz Wirtschaftswachstum der Verbrauch absolut sinken könnte, kann man jetzt schon seit 1980 beobachten. Wir interpretieren lieber das Zusammenbrechen der Ost-Industrie nach der Wiedervereinigung als Beleg der Möglichkeit einer Dreck-Wohlstand-Entkopplung, als uns tatsächlich mit den Schwierigkeiten des Erreichens irgendwelcher Klimaziele auseinanderzusetzen. Das Problem sind auf Wachstum angewiesenen Institutionen (v.a. Unternehmen) und unser Gehirn, das inzwischen von diesem Denken völlig vernebelt ist.
Zu erkennen, dass ich ziemlich im Nebel stehe, ist m.E. ganz einfach: Indem ich drei Gedanken daran verschwende, was im Kern ein schönes Leben ausmacht: Zugehörigkeit, Leute zum Ratschen; eine Tätigkeit, die von anderen respektiert wird und die Sicherheit, dass auch morgen wieder ein schöner Tag sein kann. Ein „Mehr“ gibt es da nicht. Ideen für Wege aus den gegenwärtigen System finden sich z.B. hier. Dazu ist nicht nur die Politik gefragt…
So ist es. Für mich immer wieder unglaublich! Das einzige, was die Bundesregierung zu Stande bringt, ist wieder mal ein Infoportal, wo aufgeklärt werden soll – und zwar wie man mit den Klimafolgen zurecht kommt. Konkret heißt es: Ihr Wegweiser zu Klimavorsorgediensten von Bund und Ländern: Das KLiVO Portal bündelt Daten und Informationen zum Klimawandel sowie Dienste zur zielgerichteten Anpassung an die Klimafolgen. https://www.klivoportal.de/DE/Home/home_node.html
Von wirksamen Maßnahmen, die den Klimawandel begrenzen, hört man nix. Klimaziele – nö! Zum Verzweifeln! Meine Befürchtung ist, dass auch die kommende Wahl den notwendigen politischen Wechsel nicht bringen wird, den wir so dringend brauchen. Da hilft nur weiterhin mit dem eigenen Lebensstil zeigen, dass es anders geht, demonstrieren gehen und versuchen im persönlichen Umfeld etwas Bewusstsein zu schaffen. Die Hoffnung nicht aufgeben, obwohl man manchmal verzweifeln und resignieren könnte.