Meine Tätigkeiten bei der Zukunftsakademie Regensburg kosten alle meine Zeit.
Kategorie: Sonstiges
Rede auf der „Bayern-bleibt-bunt“-Demo, 6.10.18
Nachträglich geschriebener Text zu meiner Rede auf der Demo „Bayern bleibt bunt“, 6.10.2018 in Regensburg – erweitert um einige Hintergründe:
Der Samstag, der 6.10.2018 war ein guter Tag für die Demokratie in Deutschland. Drei sehr gut besuchte Demos an einem Tag, das macht Mut und gibt Kraft und das Vertrauen, dass man nicht der einzige ist, der eine bessere Welt für möglich hält.
Da ist die „Mia hams satt“-Demo in München mit 15.000 Teilnehmern. Kernforderungen sind „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ – „Natur statt Flächenfraß“ – „Saubere Luft statt Verkehrskollaps“. Rund 80 Organisationen haben aufgerufen, darunter der Bund Naturschutz, Campact, Naturfreunde, Slowfood, adfc, Bioland, Greenpeace, sogar die Hofpfisterei. Aber auch das „Bündnis Fürstenfeldbruck ist bunt nicht braun“ und das „Nord-Süd-Forum“. Die beiden Letztgenannten hätte man auf dieser Demo, die vorwiegend ein Umweltschutz- und gesunde-Nahrungsmittel-forderndes Publikum adressieren, nicht erwartet. Ein Blick in den Aufruf zeigt allerdings:
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Populismus – Gauland schreibt in der FAZ
Gauland, ein Demokratieverächter und Faschismus-Relativierer, darf einen unkommentierten Debattenbeitrag in der FAZ schreiben (sogar hinter der Paywall). Vielleicht damit die FAZ in xy Jahren um ein Verbot herumkommt, wenn die AfD die Macht übernommen hat? Ich hätte es besser gefunden, ein weniger anrüchiger Promi hätte dasselbe geschrieben, das so falsch nicht ist. Jakob Augstein bringt das auf SPON auf den Punkt.
Zu viele Demos? Nein.
Am Samstag, 7.10. finden drei Demos gleichzeitig statt, zu drei unterschiedlichen Themen – und auch wieder nicht:
- Hambacher Forst: „Raus aus der Kohle„
- München „Mia hams satt„
- Regensburg: „Bayern bleibt bunt„
Alle drei tragen die Erkenntnis in die Welt hinaus, dass es sehr erhaltenswerte Dinge auf unserem Planeten gibt: Wälder, Klima, schöne Lebensräume, in denen Menschen sich wohl fühlen, bäuerliche Landwirtschaft, etc… An sich ist das ganz schön konservativ – vielleicht verlieren die sog. „konservativen“ Parteien so stark in der Wählergunst, weil sie immer mehr lebensfeindliche Politik machen?
„Klimaziele“ – nö.
Aha: Eigentlich wollte die EU Klimaziele verschärfen, statt 40% nun doch nicht 45 % weniger CO2 bis 2030. Nachdem die SZ schon die Lobbyanstrengungen zur Verhinderung der Verschärfung von Business Europe darstellte, ist diese „Verschärfung“ nun eh passé. Doch eigentlich ist das völlig wurscht. Wenn die Stimmung und die Vorgehensweise in Sachen „Dreckproduktion dieser sog. Zivilisation“ so bleibt, wie sie ist, wird das Klima kollabieren.
Die Stimmung: Umweltschutz ist ein Luxusproblem, d.h., erst wenn ich im Luxus leben darf, denke ich auch a bisserl über die Umwelt nach. Das haben auch die Grünen verstanden, deshalb sind sie jetzt schon für fast 20% wählbar. Gefahren für den Konsum drohen von dieser Partei nicht mehr (Kretschmann, der selbst seinen Mercedes-S-Klasse (441 PS) noch unbequem findet, weil man darin wie in einer Sardinenbüchse sitze, meint: „Wir können ja keinen Crash der Automobilindustrie provozieren.„).
Globalisierung am Ende?!
Wie werden die Historiker in 500 Jahren über das beginnende 21. Jahrhundert schreiben?
Vielleicht so:
„Das zweite Mittelalter begann mit der Wiederkehr der Emotionen. Die Menschen wollten nicht mehr nach Begründungen suchen, nicht mehr abwägen und diskutieren, fast gleichzeitig verfiel weltweit die Gesprächskultur. Wie schon Jahrhunderte davor begannen die Menschen reflexhaft auf Bedrohungen zu reagieren und Glaubensgebäude zu verteidigen, egal wie falsch und fatal sie in ihren Auswirkungen waren. Die folgenden Kriege hätten den Planeten beinahe unbewohnbar gemacht.“
Oder so?
Mehr Plausibilität für die These zu „Warum ist die AfD so stark?“
These: Die Stärke der Rechtspopulisten ist „im Wesentlichen eine Reaktion auf das Gefühl mangelnder Zugehörigkeit“ (Michael Pauen, in: Welzers Welt, S. 279).
Plausibilitäten:
1. Warum verteufeln Rechtspopulisten Institutionen wie Parteien oder Medien?
Weil sie sich von diesen ausgegrenzt oder nicht repräsentiert fühlen. So verstehen sich viele rechtspopulistische Parteien als „Bürgerbewegung“ und nicht als klassische Partei. Weil die AfD von sich behauptet, den „Volkswillen“ zu verkörpern, von den anderen Institutionen aber nicht entsprechend gewürdigt wird, sind die Institutionen illegitim.
Außerdem erhöhen diese Institutionen die Vielfalt in der Gesellschaft und sichern sie ab: Es gibt nunmal allemögliche Parteien und allemögliche Medien (ja, auch unabhängige), die nunmal der Behauptung Lügen strafen, Rechtspopulisten hätten den Volkswillen gemietet.
2. Warum himmeln Wähler von Rechtspopulisten Superreiche an?
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Warum ist die AfD so stark?
These: Es ist „im Wesentlichen eine Reaktion auf das Gefühl mangelnder Zugehörigkeit“ (Michael Pauen, in: Welzers Welt, S. 279)
Vielfalt mag ein Wert an sich sein, so manchen überfordert sie. Eine breit ausdifferenzierte Gesellschaft hat viele Vorzüge, die allermeisten, nicht nur linksliberal und postmateriell eingestellte Menschen, profitieren davon enorm. „Ausdifferenzierte Gesellschaft“ meint, dass jeder tun und lassen kann, was er will und dies die breite Mehrheitsgesellschaft auch toleriert (ob nun Homo-Ehe oder Papa-bleibt-zu-Hause-Familien; Engagement in Verein, Flüchtlingshilfe, Partei oder nirgends – alles ist ok). Deshalb sind trotz zweier neuer Parteien (Grüne, Linke) die Widersprüche zwischen den Parteien – bitte ehrlich sein – in den vergangenen 40 Jahren nicht größer geworden. Alle Parteien bis auf die AfD finden die gewonnenen Freiheiten gut und sind aus dieser Sicht Linksliberale. Auch Angela Merkels CDU (ja, starker Tobak).
Globalisierung: Das globale Gängeln
Globalisierung ist mehr als die Entwicklung, Produkte um den halben Weltball zu karren, bevor sie in anonymen Supermärkten verkauft werden. Und sie führt nicht nur zu kulturellem Einheitsbrei und billigen Massenprodukten. Sondern vor allem zu mehr Konkurrenz: „Globalisierung: Das globale Gängeln“ weiterlesen
Harald Welzer IV: Internet-Dreck sieht man nicht
(Bemerkung zur Veranstaltung am 31.1. im Evangelischen Bildungswerk Regensburg, am Ölberg 2, 19 Uhr: Besprechung des Buches „Die smarte Diktatur – Der Angriff auf unsere Freiheit“ von Harald Welzer.)
Formschön, bequem, nichts qualmt. Das ist das Internet, zumindest soll man das denken. In Wirklichkeit war „Internetkommunikation im weitesten Sinne in Deutschland für etwa zehn Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, … für 2020 sollen es schon ein Fünftel sein“ (S. 59). Eine „Cloud“ ist eben doch eine Serverbank mit dem Stromverbrauch von Kleinstädten. „Harald Welzer IV: Internet-Dreck sieht man nicht“ weiterlesen