Angenommen, Facebook, Amazon, Youtube, Twitter, Google, ebay, Paypal und noch 10 weitere Internetgrößen hätten zusammen ein Bewertungssystem eingeführt, das Ihnen im Falle hoher Punktwerte viele kostenlose Downloads, eine höhere Reichweite ihrer (Kurz-)Mitteilungen und viel mehr Sonderpreise beim Stöbern ermöglichen würde. Regelmäßig gibt es Wettbewerbe, wo diejenigen mit dem höchsten Rating nette Dinge gewinnen können. Die Eckdaten dieses Bonussystems sind: „Welzer III: Angenommen, es gäbe folgendes Bonuspunkte-System…“ weiterlesen
Harald Welzer II – Internetkonzerne verdummen uns
Bezugnehmend auf meinen Blog von gestern: Was ist dran an Harald Welzers Behauptung, die Internetindustrie verarme uns geistig?
Man kann Harald Welzer nur verstehen, wenn man Konsum nicht als eine neutrale Handlung ansieht, die so notwendig ist wie sie ist, um Menschen glücklich und zufrieden zu machen. Für ihn ist das pausenlose Konsumieren der Menschen bereits Ergebnis einer erfolgreichen Dressur, womit gleichzeitig behauptet ist: Sind die basalen Grundbedürfnisse befriedigt, dann ist auch ohne den Konsummöglichkeiten der Gegenwart ein glückliches Leben möglich. (Wir wären auch zufriedener, denn Reklame hat die Aufgabe, unzufrieden zu machen). Das „nicht-sehen-wollen“ oder „nicht-sehen-können“ einer nicht-konsumorientierten Lebensweise ist: Verarmung.
Personalisierung
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Harald Welzer – Die Smarte Diktatur – Der Angriff auf unsere Freiheit
Am Dienstag, 31.1.2017, 19 Uhr, stelle ich das Buch im Evangelischen Bildungswerk vor. Bis dahin hier einige Posts zum Thema.
Ich finde es bereichernd, nach der Lektüre eines Buches Rezensionen dazu zu lesen. Z.B. zum o.g. Buch von Harald Welzer in der Zeit. In dem Verriss wird Welzer vor allem seine Fundamentalopposition zum Vorwurf gemacht; gerade das fand ich als Technik-affiner Mensch aber nett zu lesen, weil es dazu zwingt das eigene Tun zu hinterfragen. Der Rezensent faßt Welzers Kritik knapp zusammen: „Harald Welzer – Die Smarte Diktatur – Der Angriff auf unsere Freiheit“ weiterlesen
„Fakten-Check Freihandel“ – Erstaunlich gut besuchte Veranstaltung im Evangelischen Bildungswerk
Kurzer Bericht des Abends (17.1.2016)
Am Dienstag kamen – durchaus überraschend – über 80 Gäste ins Evangelische Bildungswerk, um sich über den Stand der europäischer Freihandelsabkommen mit Kanada (CETA) und den USA (TTIP) zu informieren. Letztes Jahr waren noch hunderttausende dagegen auf die Straße gegangen, in letzter Zeit schien es da etwas ruhiger geworden zu sein. Aber das kann sich schnell wieder ändern. „„Fakten-Check Freihandel“ – Erstaunlich gut besuchte Veranstaltung im Evangelischen Bildungswerk“ weiterlesen
Die Fesseln des Freihandels
Außenansicht von mir in der Mittelbayerischen Zeitung, Montag, 16.1., hier mein Original (passend zur Veranstaltung im Evangelischen Bildungswerk heute, Dienstag abend um 19.30 mit Karl Bär zu CETA et. al.):
Faktencheck: Freihandel
Weder ist das Freihandelsabkommen mit den USA tot, noch das mit Kanada beschlossene Sache „Die Fesseln des Freihandels“ weiterlesen
Bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) – Ja oder Nein?
Ist die Forderung nach einem Grundeinkommen progressiv? Anbei ein Gedanke dazu:
(Natürlich soll eine reiche Gesellschaft ihre Bürger vor Armut bewahren und bei Lebensrisiken aller Art unterstützen, und sie muss auch wesentlich gleicher werden. Aber soll dazu „bedingungslos“ Geld ausgekippt werden, noch dazu in einer Höhe bis 1500 Euro, wie sie von manchen bGE-Vertretern diskutiert wird?) „Bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) – Ja oder Nein?“ weiterlesen
Warum hat Trump gewonnen?
Sau spannender Text in den Blättern für deutsche und internationale Politik 1/17: Trumps Amerika: Lehren für die Linke (Kostenpflichtig, das ist leider gut so).
Ein Kern: Die Arbeiterklasse hat Kontakt mit der gehobenen Mittelschicht, nicht mit Superreichen. So kann sie Millionäre bewundern (die wahrscheinlich viel leisten mussten für ihren Erfolg – „Atmosphärisch“: Trump) – und gleichzeitig die gehobene Mittelschicht hassen (von der sie herumkommandiert wird und denen gegenüber sie Ressentiments ohne Ende entwickelt: doofe Lehrer, eingebildete Anwälte, neunmalkluge Professoren, korrupte Politiker, gemeine Vorgesetze, Clinton, …). Großer Traum der „white working class“ (WWC): Unabhängig sein und selber befehlen. Punkt für Trump. „Warum hat Trump gewonnen?“ weiterlesen
Wir exportieren uns zu …
Aktuelle Meldung gestern: November 2016 – Deutschland exportiert Produkte für 108 Milliarden Euro, über 22 Milliarden Euro mehr als importiert wurden. Soviel wie nie zuvor – und ein Wachstum zum Vorjahresmonat von über 5 %. Auf’s Jahr gerechnet werden die Exporte über 1200 Mrd. Euro betragen, bei einem Überschuss von über 260 Mrd. Euro. „Wir exportieren uns zu …“ weiterlesen
Zygmunt Bauman r.i.p.
Ich nehme sein Büchlein „Flüchtige Moderne“ ausm Regal und lese den Klappentext: „In Anlehnung an die bekannte Formulierung von Clausewitz kann man sagen: Der Krieg heute ist die Fortsetzung des globalen Freihandels mit anderen Mitteln“. Und dann sein Büchlein „Leben als Konsum“. Auf’m Klappentext: „Ich shoppe, also bin ich“.
- In der SZ ein wohl noch länger hoch aktuelles Interview mit ihm: Konsum macht einsam
- In der Zeit vor 12 Jahren unbedingt lesenswertes Interview: „Wenn Menschen zu Abfall werden„
ZEIT: Die ethnische und religiöse Verschiedenheit wäre also nicht das Trennende? Bauman: Ethnische und religiöse Unterschiede, die sich gegenwärtig mit sozialer Deklassierung überlappen, werden zu untergeordneten privaten Eigenschaften, wenn die Politik die ökonomische Benachteiligung der Zuwanderer überwindet.
Was ist der Kern seiner Lehre? – Schwierig. Vielleicht: Wenn alle so wunderbar frei und ungebunden sein wollen, wie viele von uns vorgeben, dann verlernen wir Solidarität und Kooperation. Wenn der Staat dann auch noch mit seinem Gerede von der „Eigenverantwortung“ (auch wenn der Einzelne in zahllosen Abhängigkeiten gefangen ist) die Menschen ohnmächtig zurücklässt, bleibt von der Gesellschaft nichts als Konsum – der als „flüchtiger“ Glücksbringer alles langfristig Stabile zerstört.
Wirtschaft ohne Wachstum I
Die taz-Journalistin Ulrike Herrmann hat bei der Bundeszentrale für politische Bildung einen sehr schönen Text über die Fußangeln des Kapitalismus veröffentlicht, unter der Zwischenüberschrift „Kapitalismus ohne Wachstum?“ setzt sie sich mit Wachstumskritik auseinander. Zentrale These: Für Wachstumskritiker sei „Wirtschaft nur die Summe aller Unternehmen“, man müsse nur „von unten“ beginnen, alles vernünftig zu machen, und schon klappt das mit dem enkeltauglichen Wirtschaften. Die systemische Sicht fehle demnach, mir kommt das nicht so vor: Wo man sich auch mit diesen leider nicht sehr zahlreichen Menschen unterhält, die sich intensiv mit Alternativen zum herrschenden Wirtschaftsmodell auseinandersetzen, werden eigentlich immer systemische Zwänge bemüht, will man die Wachstumszwänge des Kapitalismus abschalten. Häufig ist es das Geld- oder Finanzsystem mit seinem Zwang zu (Zins-)Gewinnen. Leider viel seltener der für mich fundamentale Wachstumszwang: Konkurrenz. Wenn Unternehmen konkurrieren, müssen sie Innovationen hervorbringen und/oder billiger werden. Beides ermöglicht schlussendlich mehr Konsum – oder eben: Wachstum. Wollen wir einem gleichgewichtigen Wirtschaftssystem auch nur näher kommen, ist es unvermeidlich, Konkurrenzbeziehungen zu lockern: Weniger Freihandel, mehr Regulierungen, mehr regionale Märkte, mehr öffentliche Dienstleistungen. Wenn so einige Märkte zusammenbrechen, wäre das eher positiv: Private Altenpflege, private Krankenversicherung, private Energiekonzerne, die pseudo-private Bahn, und, und, und: Darf ruhig verwandelt werden in gemeinnützige Stiftungen, öffentliche Unternehmen, Genossenschaften oder anderen Unternehmensformen, die ihren Daseinszweck nicht in der Erwirtschaftung von Rendite sehen. Dann muss sich zwar noch lange nichts zum Besseren wandeln – doch erst dann wird es möglich, dass eine andere Kultur des Wirtschaftens überhaupt eine Chance hätte. Eine, bei der es darum geht, Probleme für die Menschen und die Gesellschaft zu lösen, und nicht in Rentabilitätsbetrachtungen und Innovationszyklen gefangen zu sein. (Das war vielleicht zu kurz und knapp, aber die Langversion kommt schon noch.)